Geschichte und Selbstverständnis

Das Museum 'Romantikerhaus Jena' befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlieb Fichte. Im Jahre 1669 errichtet, befand sich das Gebäude am Stadtrand, aber noch innerhalb der einstigen Stadtmauern. Es ist das letzte Wohnhaus aus diesem Wohnviertel, das die Zeit überdauerte und kündet als historischer Ort von Jenas Blüte um 1800.

©Karoline Krampitz

Johann Gottlieb Fichte kam 1794 als junger Professor nach Jena. 1795 erwirbt er das großzügige Haus am Rande der Stadt. Im Ratsgüterbuch ist Fichte als Käufer des Hauses vermerkt, in dem er nicht nur lebt, sondern auch Vorlesungen abhielt. So heißt es in einer Vorlesungsankündigung: „Mein Auditorium ist in meiner Wohnung unter dem Markte, neben dem alten Fechtboden, wo man nähere Nachricht über diese Vorlesung findet."

©JenaKultur

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden an der Fassade des ‚Fichte-Hauses‘ eine Vielzahl von Gedenktafeln angebracht, die an die bedeutenden Bewohner des Hauses erinnerten. Mit den großflächigen städtebaulichen Umstrukturierungen des Wohnviertels kamen jedoch auch Tafeln von Persönlichkeiten hinzu, die das Gebäude nie bewohnten. Darunter etwa auch die von August Wilhelm Schlegel. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verstetigte sich die Erzählung vom „Romantikerhaus am Löbdergraben“, obwohl sich das historische ‚Romantikerhaus‘ einst in der Leutragasse 5 befunden hatte.

Ab 1981 wurde man sich der Bedeutung der Frühromantik in Jena zunehmend bewusst und richtete im bis zu diesem Zeitpunkt privat genutzten ‚Fichte-Haus‘ ein Museum ein. Bis 1998 waren in ihm sowohl die Jenaer Kunstsammlung als auch eine ‚Gedenkstätte der deutschen Frühromantik‘ untergebracht.

1999 wurde im Rahmen umfangreicher Umgestaltungsmaßnahmen das heutige ‚Romantikerhaus Jena‘ eröffnet, das sich insbesondere als ‚Literaturmuseum Romantikerhaus‘ begriff.

Seit 2005 gehört das ‚Romantikerhaus Jena‘ als Teil der Städtischen Museen Jena zum Eigenbetrieb JenaKultur.

Nach einer Havarie im Februar 2021 mussten im Museum umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen werden, in deren Zuge auch Teile der Museumstechnik erneuert wurden.

Mit der Wiedereröffnung im April 2022 konnte das Museum seinen Ausstellungsbetrieb wieder aufnehmen und pflegt im Sinne der romantischen Geselligkeit seine Tradition als Ort der Begegnung. Dabei hat sich das Selbstverständnis des Hauses von dem eines Literaturmuseums gewandelt und versteht die Romantik verstärkt als kulturhistorische Strömung, die Literatur, Philosophie, bildende Kunst und gesellschaftliche Verhältnisse gleichermaßen umfasst.