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Romantikerhaus Jena
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„Aufbruch ins romantische Universum“ – August Wilhelm Schlegel

In der Ausstellung zu entdecken ist ein ebenso innovativer wie vielseitiger Schriftsteller und Intellektueller, ein romantischer Weltbürger, dessen europaweite Netzwerke im Kontext einer interkulturellen Vermittlungspraxis ihresgleichen suchen.

©August Wilhelm Schlegel, um 1800/1802, Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, Foto: Ursula Edelmann / Plakat: Romantikerhaus Jena

14. Juli 2018 bis 21. Oktober 2018

August Wilhelm Schlegel ist eine der Hauptfiguren der deutschen und der europäischen Romantik. Er muss in einem Atemzug mit all jenen Künstlern und Intellektuellen genannt werden, die um 1800 als Vermittler zwischen den Kulturen auftraten und die in nahezu allen kulturellen Zentren Europas einen großen Wirkungskreis etablierten. Geboren in Hannover als Sohn des protestantischen Pfarrers und Literaten Johann Adolf Schlegel (1721–1793), studierte Schlegel an der renommierten Göttinger Universität, ging dann für einige Jahre nach Amsterdam und ließ sich anschließend mit seiner Frau Caroline in Jena nieder, wo sich um das Paar sofort eines der wichtigsten und produktivsten Zentren der frühromantischen Bewegung bildete, die auch mit Goethe im intensiven Austausch stand.
1801 siedelte Schlegel nach Berlin über, um hier seine berühmt gewordenen öffentlichen „Vorlesungen über schöne Kunst und Literatur“ zu halten. 1804 brach er mit der französischen Intellektuellen Germaine de Staël (1766–1817) nach Schloss Coppet am Genfer See auf, um sie unter anderem bei ihren Arbeiten über die deutsche Kultur – vorrangig bei ihrem großen, noch heute wirkenden Werk „De l’Allemagne“ (1813) – zu beraten.
Es folgte ein rastloses Leben in verschiedenen europäischen Metropolen, wie etwa in Wien, wo Schlegel seine erfolgreichen „Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur“ (1808) hielt, die bis auf den heutigen Tag unser Verständnis von Romantik maßgeblich prägen. In Stockholm trat er sodann in diplomatische Dienste und war für den schwedischen Kronprinzen Bernadotte als Sekretär tätig.
An jedem Ort wirkte Schlegel nachhaltig und baute ein umfangreiches Netzwerk auf, bis er sich schließlich 1818, nach dem Tod Madame de Staëls, in Bonn niederließ, wo er an der neu gegründeten Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität als Professor für Literatur- und Kunstgeschichte die Indologie als wissenschaftliche Disziplin in Deutschland begründete. Dort blieb er bis zu seinem Tod. Auch heute noch wird die herausragende Bedeutung August Wilhelm Schlegels für die deutsche und europäische Romantik oft unterschätzt. Zu Unrecht stand er lange im Schatten des jüngeren Bruders Friedrich (1772–1829). Hinzu kam das vernichtende Urteil seines Bonner Schülers Heinrich Heine („Romantische Schule“, 1836), das in der Folge geradezu lustvoll fortgesponnen wurde und bis heute durch die Literatur geistert.
Erst durch die forcierte Aufarbeitung der Zeugnisse zu seinem Leben und Werk in jüngster Zeit setzte ein Perspektivwechsel ein: Zu entdecken ist ein ebenso innovativer wie vielseitiger Schriftsteller und Intellektueller, ein romantischer Weltbürger, dessen europaweite Netzwerke im Kontext einer interkulturellen Vermittlungspraxis ihresgleichen suchen.
So wirkte Schlegel als bereits von den Zeitgenossen für unübertroffen erklärter Übersetzer aus verschiedenen Sprachen wie dem Spanischen, Italienischen, Portugiesischen und Englischen – zu nennen sind hier an erster Stelle seine bis heute mustergültigen Shakespeare-Übersetzungen.
Die Ausstellung lässt August Wilhelm Schlegel als Universalpoeten der Romantik lebendig werden. Dabei werden seine Lebensstationen mit Themen verknüpft, die das Charakteristische der literarisch-wissenschaftlichen Produktivität am jeweiligen Ort hervorheben. Die einzelnen Themen verknüpfen August Wilhelm Schlegels Biographie mit dem literarischen Schaffen. So wird sein interkulturelles Wirken als Romantiker sichtbar, das sich an jeder Wirkungsstätte anders entfaltet und sich neuen Gegenständen und Themen zuwendet.

Die Exposition des Frankfurter Goethe-Museums – Freies Deutsches Hochstift anlässlich des 250. Geburtstages August Wilhelm Schlegels, welche zunächst in Frankfurt sowie anschließend im Ernst-Moritz-Arndt-Haus in Bonn und in der Universitätsbibliothek Marburg zu sehen war, macht nun Station im Jenaer Romantikerhaus. Angepasst an die Gegebenheiten des Literaturmuseums ermöglichen verschiedene, auch digitale Medien dem Besucher eine interaktive Begegnung mit dem europäischen Romantiker.
Diese Darstellung des Lebens und Wirkens des Universalpoeten wird durch Exponate der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena ergänzt, welche die Vielseitigkeit von Schlegels Begabungen als Schriftsteller, Kritiker, Übersetzer oder Begründer der Indologie belegen. Dr. Claudia Bamberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Projekt „Digitalisierung und elektronische Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels“ an der Philipps- Universität Marburg sowie Dr. Cornelia Ilbrig, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Romantik- Forschung des Freien Deutschen Hochstifts, kuratieren die Ausstellung.

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