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„Es gibt nur ein Jena und wird nie ein zweites geben.“ (Gries an Frommann, 1807) Romantische Stadtansichten – Jena in alter und neuer Zeit

Mit Arbeiten von Gerlinde Böhnisch-Metzmacher, Peter Hoffmann, Valerij Solevoj und historischen Stadtansichten

„Es gibt nur ein Jena und wird nie ein zweites geben.“ (Gries an Frommann, 1807) Romantische Stadtansichten – Jena in alter und neuer Zeit ©Romantikerhaus Jena

„Als ich von Leipzig nach Jena kam, war mir, als träte ich aus einem Hotel des quatre nations in eine Dorfkneipe, die schmalen, schmutzigen Gassen, die Gosse in der Mitte, die altväterlichen Häuser, unsauber von außen und nur zu häufig auch im Innern, die Armseligkeit der Bürger und vieler Studenten aus den umliegenden Städtchen, der Gesellschaftston, der, wenn er sich über die Gemeinheit erheben wollte, in den Pedantismus geriet, der rohe Ton der Studenten und noch vieles andere flößte mir Ekel ein“, meinte Garlieb Merkel 1839. Ein Kommilitone entgegnete auf dieses allzu hässliche Gemälde: „Dafür haben wir hier große Gelehrte und schöne Gegenden.“

Dieser Gegensatz ist bezeichnend. Die Stadt, welche Caroline Schlegel einerseits als „lustiges Wirtshaus“ beschrieb, wurde von ihr andererseits auch als „Königreich in der Philosophie“ stilisiert. Tatsächlich schuf die eigenwillige Symbiose von provinzieller Enge und geistiger Ausstrahlungskraft der Universität ein kleinstädtisches Flair, das viele Zeitgenossen zu begeisterten, aber auch kritischen Äußerungen inspirierte. So unterschiedlich die Urteile über die Stadt und deren Bewohner auch ausfallen mögen, so einhellig ist das Lob der landschaftlichen Reize von Jenas Umgebung. Vielstimmig wird der Liebreiz des grünen Tales besungen oder es werden als malerischer Kontrast die kahlen Jenaischen Berge von Hölderlin als groß und wunderbar gepriesen. Einer der in der Ausstellung vertretenen Künstler, Jacob Roux, faßt die Lobeshymnen 1806 zusammen: „In einem der romantischsten Thäler, welche der Lauf der sächsischen Saale bildet, liegt Jena, eine Stadt von unbeträchtlichem Umfang, aber berühmter als viele grössere, durch die gelehrte Anstalt, deren Sitz sie ist, in der Geschichte unserer Literatur. Denn hier hat sich der deutsche Geist, ein herrliches Blüthenalter hindurch, in seiner glücklichsten Freiheit, und seinem höchsten Streben offenbart…“

Den Blick auf das romantische Jena eröffnet die Ausstellung im Romantikerhaus mit Arbeiten von Ludwig Hess, Christian Gotthilf Immanuel Oehme, Jacob Wilhelm Christian Roux und Hans Fischer. Innenansichten der Stadt und die Darstellung der Umgebung sind Schwerpunkte, die einander ergänzen und zu einer Zeitreise einladen. Dem „alten“ Jena gegenübergestellt sind moderne Ansichten von drei Gegenwartskünstlern. Gerlinde Böhnisch-Metzmacher porträtiert die Stadt und ihre Umgebung schon seit vielen Jahren. Der kleine Ausschnitt aus ihrem Schaffen markiert auch die städtebauliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Der Berliner Künstler Peter Hoffmann hat sich in Vorbereitung der Ausstellung intensiv mit den historischen Stadtansichten beschäftigt. Unterwegs mit dem Skizzenbuch den Spuren der alten Künstler folgend hat er alte Standorte entdeckt und, wenn möglich, sein Porträt des modernen Jenas den historischen Ansichten gegenübergestellt. Ergänzt wird die Ausstellung durch Arbeiten des seit 2004 in Jena lebenden ukrainischen Künstlers Valerij Solovej. Dem Betrachter eröffnet sich ein Jena-Panorama, das durch viele künstlerische Augen gesehen und festgehalten wurde und nun auf die Ergänzung durch den Blick des Betrachters wartet. Historische Stadtpläne helfen dabei dem Besucher in der Ausstellung.

Als die Gruppe der Frühromantiker um August Wilhelm Schlegel, Ludwig Tieck, Novalis und Friedrich Schlegel sich in Jena in den Jahren vor 1800 versammelte, geschah dies in dem Bewusstsein, an einem Brennpunkt geistig-kultureller Bestrebungen in Deutschland einen Neuanfang zu wagen. Viele Zeitgenossen loben Jena in diesem Sinne in den höchsten Tönen. Friedrich Hölderlin etwa schwärmt von der „Nähe der großen Geister“ und sieht den Philosophen Fichte gar als „Seele von Jena“. Tatsächlich war die Universität ein einzigartiger Kristallisationspunkt geistiger Bestrebungen geworden. Verschiedene Zirkel um Professoren oder Buchhändler bestimmten das gesellige Leben. Gedenktafeln an den erhalten gebliebenen Gebäuden erinnern an die große Zeit der Stadt. Gebäude und Plätze sind Zeugen dieser Geschichte.

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