Literaturmuseum Romantikerhaus: Gemeinhin gelten frühromantische Märchen als „Kunstmärchen“ und dennoch haben auch sie vielfach Ursprünge in europäischen Quellen.
Ludwig Tiecks „Der gestiefelte Kater“ findet sich als Quelle sowohl in der italienischen Sammlung von Basile als auch bei Perrault. Auch die Märchen der Brüder Grimm gehen auf sehr verschiedene mündliche und schriftliche Quellen zurück, die in einer spezifischen romanischen Erzähltradition stehen.
Die Ausstellung beleuchtet die europäische Überlieferungstradition der Märchen in einem größeren Kontext. Tauchten Märchen als eigene literarische Gattung in Europa erst im 16. Jahrhundert auf, gehen zahlreiche Motive und Charaktere auf weitaus ältere Geschichtensammlungen zurück.
Anhand so bekannter Märchen wie „Der gestiefelte Kater“, „Dornröschen“, „Aschenputtel“ u.a. werden diese Zusammenhänge in der Ausstellung thematisiert, die Bezüge zur romanischen Märchentradition entwickelt und die Märchen einander vergleichend gegenübergestellt. Einen breiten Raum innerhalb der Präsentation nimmt dabei die illustrative Darstellung der unterschiedlichen Märchenversionen ein. Vor allem die Märchen Perraults und der Brüder Grimm wurden von zahllosen Illustratoren bildlich in Szene gesetzt, die so ihren Beitrag zur bis heute anhaltenden Popularität dieser letztendlich gesamteuropäischen – und teilweise darüber hinausgehenden – Märchen geleistet haben.