Zeichnungen und Ergänzungen
10. Dezember 2022 – 12. Februar 2023
Das Ausstellungsjahr 2022 beschließt das Romantikerhaus Jena mit einer Ausstellung von ausgewählten Arbeiten des Berliner Künstlers Frank Siewert, die den Besucher in die rätselhafte Welt des Bildes entführen. Eine Welt, in der ihm zellförmige Gebilde und unförmige Gestalten begegnen, Witz und Tragik, Grobes und Fragiles, Härte und Verletzlichkeit. Vor allem aber zeigen sie ein Reich der Freiheit, in dem man sich mit dem elementarsten Bestandteil des Bildes konfrontiert sieht: Der Sprache von Form und Material.
Frank Siewert wurde 1963 in Ost-Berlin geboren und entdeckte die Kunst früh als einen Ort des freien und subjektiven Ausdrucks. Er gehörte zu einer jungen Künstlergeneration, die zwar nach dem Mauerbau geboren und aufgewachsen war, das Koordinatensystem des Sozialistischen Realismus für das eigene Schaffen jedoch nicht anerkennen konnte. Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit studierte Siewert bis 1989 an der Bergakademie Freiberg Werkstoffwissenschaften und ist heute als Diplomingenieur und Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum Berlin tätig.
Freiheit und Materialbewusstsein bilden die Pole von Siewerts künstlerischem Schaffen, das ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber schlichten Wahrheiten widerspiegelt. Seine Bilder lassen indirekt die Erfahrungen einer Persönlichkeit erkennen, die die Einschränkungen eines politischen Systems erlebte, welches die „Kunst als Waffe“ ideologischer Überzeugungen begriff. Nur in diesem Sinne ist Siewerts Kunst politisch: Als subjektiver Ausdruck jenseits der Positionierung, als sensibles Medium, das Inspiration und Doppeldeutigkeit fernab des ‚Zeitgeistes‘ mit den Mitteln des Bildes konserviert und diese Mittel selbst zum Thema macht.