Sa, den 20. August 2016, 15.00 Uhr: „Warum kann ich nicht zuweilen Minister sein“ – Amalie Winter, eine eigenwillige Autorin und Salondame zwischen Klassik, Romantik und 48er-Revolution
Amalie Winter (1802-1879) gehört neben Zeitgenossinnen wie Adele Schopenhauer und Ottilie von Goethe, für deren Salonzeitschrift „Chaos“ sie schrieb, zur Generation der ungehorsamen Töchter der Weimarer Klassik. Dem geistigen Anspruch und dem Bildungsideal dieser Epoche bleibend verbunden, mischte sie sich, wie ihre Berliner Freundin Bettina von Arnim oder die in Königsberg geborene Jüdin Fanny Lewald, in die gesellschaftliche Debatte des politisch, technisch und sozial so bewegten 19. Jahrhunderts ein. Ihr Salon wurde zu einem der fortschrittlichsten Weimarer Gesprächsorte ihrer Zeit. Standesdenken und Karrierestreben waren ihr zuwider, sie stritt für die Emanzipation der Frauen und der Juden sowie gegen soziale Verelendung. Literarisch an der Romantik orientiert, schrieb sie auch sozialkritische Märchen. In ihren pädagogischen Schriften warb sie, ihrer Zeit voraus, dafür, Kindern elementare Menschenrechte zuzubilligen und ihre Erziehung nicht auf Strafandrohung, sondern auf Ermutigung und Zuwendung zu gründen. In der Weimarer Öffentlichkeit erregte nicht nur ihr freies Liebesleben Anstoß, sondern auch ihre enge Freundschaft mit Erbgroßherzog Carl Alexander von Sachsen Weimar-Eisenach.
In diesem sommerlichen „Salon im Romantikerhaus“ wird Dr. Ulrike Müller nicht nur eine weitere hoch interessante historische Frauenpersönlichkeit im Kontext ihrer Epoche porträtieren, sondern auch aus deren zu Unrecht vergessenem Werk vorlesen. Dieses macht sie als Herausgeberin einer gerade neu edierten Werkauswahl im Rahmen der Buchreihe „Die charmante Unbekannte“ nun erstmalig wieder öffentlich bekannt.
Die Veranstaltung beginnt am Samstag, 20. August, 15 Uhr im Romantikerhaus.