Illustrationen des Künstlers Robert Gernhardt zu Werken von Georg Christoph Lichtenberg, Thomas Mann, Joachim Ringelnatz und Eckhard Henscheid
Der 2006 verstorbene Dichter, Zeichner, Schriftsteller, Maler und Theoretiker Robert Gernhardt war ein Multitalent, der sich jeglichem Schubkastendenken entzog. Die Ausstellung soll die schönsten Illustrationen des Künstlers zu Werken von ihm geschätzten Geistesverwandten zeigen: Georg Christoph Lichtenberg, Thomas Mann, Joachim Ringelnatz und Eckard Henscheid – LiMaRiHe. Insgesamt 40 Originalzeichnungen werden ergänzt durch Texttafeln, Erstausgaben, Autographen, Hintergrundinformationen, Videos usw. Damit soll das Portät eines Dichters gezeichnet werden, den viele zu den bedeutendsten deutschen Dichtern zählen.
Robert Gernhardt stammte aus Reval, war in Göttingen aufgewachsen und hatte in Stuttgart und Berlin Malerei und Dichtkunst studiert. Die Ölgemälde aus den 1980er Jahren und auch die Kreidearbeiten aus jüngster Zeit zeigen: das Stilleben war sein bevorzugtes Genre. In seinen Porträts ist der Zug zur Karrikatur nicht zu übersehen. Seit 1964 lebte Robert Gernhardt in Frankfurt am Main und kreierte dort mit F.W. Bernstein und F.K. Waechter die legendäre Nonsensbeilage „Welt im Spiegel“ des Satiremagazins „Pardon“. 1979 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der „TITANIC“. Der Durchbruch vom Nonsens-Dichter zu einem der anerkanntesten deutschen Autoren gelang Gernhardt in den 1980er Jahren. Für seine Fähigkeit, in Gedichtform eigene Gefühle wie Trauer oder Angst mit Ironie oder Witz zu verbinden, erwarb sich Gernhardt großen Respekt.
Überhaupt war er im Witz zu Hause, in der Satire mit ihrer klugen, wohlabgewogenen Bosheit. Witz und Ironie im Werk von Robert Gernhardt lassen wichtige Berührungspunkte zu den Frühromantikern erkennen, denn auch sie verstanden unter dem Witz nicht einfach nur Einfälle, über die man lachen kann. „Witz ist eine Explosion von gebundenem Geist“, meinte Friedrich Schlegel im 90. Lyceums-Fragment. Den in dieser Weise als „schöpferischen Funken“ begriffenen Witz begegnet man auch in den Arbeiten von Robert Gernhardt. Seine Bildgeschichten und -gedichte wurden in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, so etwa die Zeichnungen zu den Aphorismen des Aufklärers Georg Christoph Lichtenberg im Magazin der FAZ ab 1992. Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang: vom Kästner-, Ringelnatz- und Brecht- bis zum Heinrich-Heine-Preis. Wenn der mit zahlreichen Preisen überhäufte Künstler seine Feder in den "Dienst" der Illustration stellte, dann kaum in deskriptiver Manier - Gernhardt dachte die literarischen Vorlagen in köstlicher Weise weiter, schuf Arbeiten von grandioser Kongenialität. Unsere neue Ausstellung zeigt erstmals die schönsten "Illustrationen" des Meisters zu den Werken von ihm geschätzter Geistesverwandter: Georg Christoph Lichtenberg - Thomas Mann Joachim Ringelnatz - Eckhard Henscheid. Eben: LiMaRiHe!