Louise Seidler aus Jena entschied sich früh für eine selbständige Tätigkeit und erkämpfte sich die Ausbildung zur professionellen Künstlerin. Die Wahl dieses Lebensweges bedeutete Mut, Tatkraft und Anpassungsfähigkeit zugleich und die Entscheidung für eine Außenseiterrolle in der Gesellschaft. Denn Vorurteile gegenüber selbständig arbeitenden Frauen, insbesondere Künstlerinnen, waren weit verbreitet.
Seidler war Schülerin von Friedrich Doell (Gotha), Jacob Wilhelm Roux (Jena), Gerhard von Kügelgen (Dresden) sowie Johann Peter und Robert von Langer (Kunstakademie München) und profilierte sich im Kreise der Künstler in Rom als gleichberechtigte anerkannte Künstlerin. Eine ausgezeichnete Bildung in Literatur, Sprachen und Musik ermöglichte ihr die aktive Teilnahme an den gesellschaftlichen Zirkeln in Jena, Gotha, Weimar, Dresden und Rom. Ihr zielbewusstes Kunststreben fand Anerkennung und Förderung durch den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar und von Johann Wolfgang von Goethe. Vorzügliche Porträts und ideenreiche Gemälde im romantischen Geist begründeten ihren Ruf als bedeutende Malerin.
Ihr Leben war nicht frei von Brüchen wie der Tod ihres Verlobten 1810, die erzwungene Rückkehr aus Italien 1823, die Verdrängung aus ihren Positionen auf Grund ihres Geschlechtes ab 1833, die Wandlung des Kunstgeschmacks und damit die zunehmende Ablehnung des klassizistischen und romantischen Kunstschaffens, die ihren Lebensnerv nach 1840 empfindlich trafen. Eine zunehmende Erblindung und damit die Unmöglichkeit weiter zu arbeiten, war der größte Verlust am Ende ihres schaffensreichen und langen Lebens.
Eingebunden in die gesellschaftlichen Kreise Weimars, wo Louise Seidler von 1823 bis zum Tode 1866 als Hofmalerin und Zeichenlehrerin lebte und wirkte, hatte sie Einfluss auf das künstlerische Leben in der Stadt. Sie beteiligte sich mit ihren Werken an den Kunstausstellungen in Weimar, Dresden, Berlin, Rom, Bremen, Hannover und Nürnberg. Louise Seidler war in den Künstlerkreisen jener Zeit eine anerkannte Malerin, deren Leben und Wirken besonders für jüngere Frauen Ansporn und Vorbild war. Die außerordentlich vielfältigen freundschaftlichen und künstlerischen Kontakte der Malerin sowohl zu Gelehrten- wie Künstlerkreisen in Jena, Gotha, Weimar, Dresden, München, Rom, Florenz, Frankfurt, Berlin, Bremen und Konstanz waren eine Basis für die ungewöhnliche Entwicklung der begabten Louise Seidler zur herausragenden Künstlerin der Romantik.