„Ganz ermüdet von ernst- und scherzhaften Reden“ - Das Leben als Gesamtkunstwerk
Der „Salon“ gehört zu den schillernden Erscheinungen der europäischen Geistesgeschichte. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert etablierte sich dieses gesellschaftliche Phänomen. Der Salon war ein freier Gesprächsraum in dem Menschen über nationale, religiöse, wirtschaftliche, Generations- und Geschlechtergrenzen hinweg frei miteinander sprechen, streiten, genießen, ja neue Lebensformen erproben konnten. So führt schon der Titel der Ausstellung mitten in das Zentrum dessen, was Salonkultur über die Jahrhunderte ausmachte: der zwanglose Austausch von Gedanken und Gefühlen in einer geselligen Runde gleichgesinnter Geister.
Die Ausstellung im Romantikerhaus fragt nach den Traditionslinien des gesellschaftlichen Phänomens „Salon“. Die Vielschichtigkeit und Komplexität des Themas läßt nur eine schlaglichtartige Betrachtung zu. So werden nach einem Überblick über Zeitepochen von der Antike bis zum 17. Jahrhundert in den nachfolgenden vier repräsentativen Salons Einblicke gewährt, die Charakteristika der Zeit und der jeweils herrschenden Salonkultur vorstellen.
Neben den vielfältigen historisch bedingten Unterschieden zeigen die vorgestellten Salons der Ausstellung im Romantikerhaus auch einige Gemeinsamkeiten: Zunächst waren es Frauen, die den Kristallisationspunkt der Konversationsgesellschaften bildeten. In der von Männern beherrschten öffentlichen Welt gab es für sie sonst wenig Platz. Der Salon als Privatraum wurde für sie zu einem einzigartigen Begegnungsraum jenseits gesellschaftlicher Konventionen. So konnten Salons in den verschiedenen Zeiten auch zum Experimentierfeld für neue Formen menschlichen Zusammenlebens werden. Sie alle lassen sich an der kühnen frühromantischen Vision messen: Das Leben als Gesamtkunstwerk.